Was hat euch dazu inspiriert, QVIST zu gründen, und welche Vision verfolgt ihr mit euren Produkten?

QVIST ist aus dem tiefen Wunsch heraus entstanden, in der Fahrradbranche mit einem eigenen Produkt Fuß zu fassen. Als Alfred und ich (Roman) uns am Anfang zusammengesetzt haben, war uns ziemlich schnell klar, dass wir bei Fahrradnaben das größte Innovations- bzw. Verbesserungspotential sehen. Deswegen haben wir uns erstmal um dieses Thema gekümmert. Für uns geht es tatsächlich darum, die Produkte zu entwickeln und zu fertigen, die wir selbst gerne fahren (würden).

Welche Fahrradkomponenten bietet ihr derzeit an, und was zeichnet diese besonders aus?

Aktuell bieten wir ausschließlich Naben und Laufräder mit unserem patentierten Double Ratchet System an. Wir fertigen so gut wie jedes Teil unserer Naben selbst. Lediglich die Kugellager und die Federn kommen von Zulieferern. Unser Anspruch ist es, hochwertige, lang haltende und einfach zu wartende Fahrradteile zu fertigen, die dabei auch noch gut aussehen. Wir haben allerdings einige andere Produkte in der Pipeline.

Könnt ihr das patentierte Double Ratchet System erläutern und dessen Vorteile für RadfahrerInnen beschreiben?

Das Double Ratchet System ist ein Zahnscheibenfreilauf, ähnliche wie von Chris King oder DT Swiss. Der Kniff ist allerdings, dass statt üblicherweise 2 Zahnscheiben, bei uns 3 Zahnscheiben abwechselnd im Eingriff sind und dadurch doppelt so viele Eingriffspunkte erzeugen. Die mittlere Zahnscheibe greift also abwechselnd links und rechts ein. Dadurch hat unser Freilauf 120 PoE (Eingriffspunkte) bzw. einen maximalen Leerweg von 3° am Freilauf. Dieser Leerweg ist insbesondere bei Fahrrädern mit Untersetzung relevant, da sich dieser bei kleinerem Kettenblatt als Ritzel hinten nach vorne (sprich zu Kurbel) um das Verhältnis der Untersetzung vergrößert. Also bei 34 Zähnen vorne und 50 Zähnen hinten, wäre das ein Leerwinkel von etwa 4,4° an der Kurbel. Mehr Eingriffspunkte reduzieren also den Leerweg, den die / der Radfahrer:in überwinden muss, bis der Freilauf in der Hinterradnabe greift und Kraft übertragen werden kann.

Wem das jetzt zu technisch war: wir wollten einen direkteren Antritt ohne dabei die Zahngröße und damit die Haltbarkeit reduzieren zu müssen.

Warum habt ihr euch entschieden, eure Produkte vollständig in Dresden/ Deutschland herzustellen?

Eine Reihe von unterschiedlichen Umständen und Überzeugungen haben dazu geführt, dass wir unsere eigene Produktion aufgebaut haben. Wir sind studierte Ingenieure und erfüllen uns mit QVIST unseren beruflichen Lebenstraum. Ursprünglich hatten wir vor, die Nabe bei Zulieferern in Deutschland fertigen zu lassen. Wir mussten allerdings schnell feststellen, dass wir die gewünschte Qualität bei unseren Stückzahlen nur mit einer eigenen Fertigung gewährleisten können. Wir wollten flexibel in der Lage sein, unterschiedliche Nabenvarianten in verschiedenen Farben anzubieten. Dafür muss man einfach gewisse Prozesse ins eigene Unternehmen holen.

Wie habt ihr die Designsprache eurer Komponenten entwickelt?

Wie der Name QVIST vielleicht vermuten lässt, bin ich (Roman) ein kleiner Skandinavien-Fan. Viele tolle technischen Produkte sehen leider auch sehr technisch aus. Wir wollten deswegen die deutsche Ingenieurskunst mit skandinavischem Design verheiraten und die tolle Technik etwas schöner verpacken. Am Ende haben wir uns stets davon leiten lassen, was uns selbst gefällt.

Welche Materialien verwendet ihr für eure Naben & welche Lager und wie beeinflussen sie die Leistung und Langlebigkeit?

Wir verwenden ausschließlich 7075-Legierung für all unsere Aluminiumteile. Das ist eine der hochfestesten Alu-Legierungen, die es gibt. Unsere Zahnscheiben werden aus gehärtetem Stahl gefertigt und anschließend noch für Verschleißbeständigkeit beschichtet. Wir verbauen Markenlager von NTN und NSK – zwei der besten Lagerhersteller der Welt. Die Lager sind die wichtigsten Bauteile von Fahrradnaben. Am Ende dreht sich alles um sie. Deswegen war uns wichtig, dort die bestmöglichen Lager zu verbauen.

Wie berücksichtigt ihr das Feedback von KundInnen in der Weiterentwicklung eurer Produkte?

Wir stehen mit unseren Kunden im ständigen Austausch. Zusätzlich haben wir Testfahrerinnen und Testfahrer, die insbesondere in der Anfangszeit mit ihrem wertvollen Feedback zur Verbesserung unserer Naben beigetragen haben. Wir haben immer ein offenes Ohr für Feedback und Kritik!

Welche Maßnahmen ergreift ihr, um die Umweltfreundlichkeit eurer Produktion und Produkte zu gewährleisten?

Ein Grund, warum wir unsere Naben komplett inhouse herstellen, ist tatsächlich die Nachhaltigkeit. Wir wissen genau, welche Materialien wir verwenden und welche Verbrauchsstoffe (wie zum Beispiel Kühlschmierstoffe) wir einsetzen. So verwenden wir zum Beispiel einen neuartigen Kühlschmierstoff bei der CNC-Fertigung, der ohne Öl auskommt und dadurch umweltverträglicher und auch gesundheitsschonender als herkömmliche ölbasierte Kühlschmierstoffe ist. Ein weiterer Aspekt ist natürlich unser Produktdesign. Unsere Naben sind auf lange Haltbarkeit und einfache Wartbarkeit ausgelegt. Dafür sind sie zwar kein Leichtbau – aber das ist es uns Wert!

Welche neuen Produkte oder Weiterentwicklungen können wir in naher Zukunft von QVIST erwarten?

Wir sind gerade sehr aktiv an einigen neuen Produktgruppen dran. Wir wollen dieses Jahr noch Steuersätze und Tretlager vorstellen. Ansonsten wird es auch eine neue Nabe und Laufräder von uns geben. Wir erweitern gerade auch unser Farbspektrum, um zukünftig neben den Spezialeditionen ein Standardfarbprogramm anbieten zu können. Man darf also gespannt bleiben!

Wie nehmt ihr die aktuelle Entwicklung der Fahrrad-Community wahr, und welche Trends beeinflussen eure Arbeit am stärksten?

Es ist schön zu sehen, dass in den letzen Jahren so viele Menschen das Fahrrad als Hobby für sich entdecken und dass die Fahrrad-Community wächst. Wir versuchen allerdings uns von Trends ein wenig fernzuhalten und so gut es geht einfach unser Ding zu machen. Für uns geht es in erster Linie um die Freude am Radfahren und draußen an der frischen Luft zu sein. Egal ob es Micro Adventure, Solo Unsupported Ultra Endurance oder Down Country heißt.

Interesse am handgebauten Laufradsatz mit QVIST-Komponenten? Wir beraten dich gern für deine individuelle Konfiguration. Fülle unser Laufrad-Formular aus.